Weihnachtsstimmung in Perleberg - Erinnerung an die Heimat
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- Geschreven door Angelika Seel
Categorie: Glücksmomente/Heimat
Weihnachtsstimmung in Perleberg - Erinnerung an die Heimat
Jedes Jahr zu Weihnachten kommt wieder die große Zeit der Sehnsucht über mich, der Sehnsucht nach schönen Erlebnissen
der Kindheit, Sehnsucht nach lieben Menschen, die einen in den Arm nehmen und Zeit zusammen verbringen wollen...
Der Ort, an dem ich mit meinen Eltern und (teilweise) mit meiner Oma viel Zeit in meiner Kindheit verbracht habe,
ist Perleberg, ein kleines Städtchen im heutigen Bundesland Brandenburg.
Es ist ein hübscher kleiner Ort mit Fachwerkhäusern in der Altstadt, einem "Neubaugebiet" drumherum
und ganz besonders hübsch mit einem kleinen Flüsschen, der Stepenitz, welches die Stadt mit 2 Armen umgibt,
in deren Innern sich eine Art Insel befindet - der Hagen, ein großes Feuchtgebiet für Vögel und Pflanzen
und einfach wunderbar, um dort zu spazieren oder zu fotografieren.
Zu DDR-Zeiten befand sich in der Mitte des Hagens ein großer Pavillon, der im Sommer als Bühne für Konzerte diente,
heutzutage verfolgt man den Gedanken des Naturschutzes, und demzufolge darf ein Teil dieses Gebietes
nicht mehr betreten werden, wodurch sich die Natur wieder zauberhaft entwickelt.
Ich persönlich könnte stundenlang und wirklich zu jeder Tageszeit dort Fotos machen - das Licht ist immer wieder
unglaublich schön - besonders im Winter bei Schnee!
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Seit einigen Jahren lebt leider Niemand mehr von meiner Familie dort,
so dass ich nur noch ganz selten hinfahre, wenn einige Schulfreunde dort ein Treffen veranstalten
oder um die - wenigen noch lebenden - Bekannten meiner Eltern zu besuchen.
Sehen Sie hier einige Fotos von einem Bummel durch Perleberg, den ich vor einiger Zeit durch die verschneite Altstadt
mit all den Fachwerkhäusern gemacht habe - HEIMATGEFÜHL - einfach unvergleichlich!
....vom Hagen übers Wasser kommt man zur "Gänseburg" (meist als Restaurant genutzt)
....und um die Ecke ist der Große Markt mit dem "Roland", einer großen Sandsteinfigur, die gegenüber dem Rathaus steht.
Das Rathaus ist ein historisches Gebäude und einfach wunderschön!
Schräg dahinter befindet sich die Jacobikirche. Diese wird heutzutage wieder mehr besucht, zu DDR-Zeiten fast nur
zu Weihnachten oder ganz eingeschränkt - ich schrieb schon darüber (Artikel "Weihnachten ganz in Familie")
Ja, dieser Weihnachtsbaum vor der Kulisse des Rathauses ist weit über Perleberg hinaus bekannt
und zieht viele Besucher auch zum Weihnachtsmarkt an.
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Ich finde es sehr schön, dass man heutzutage die Möglichkeiten hat, die Altstädte zu restaurieren
und demzufolge historische Kunstschätze zu erhalten. (das war bzgl. der Gebäude vor der Wende nicht so)
....und auch Bauten, die typisch für die DDR waren und die ganze Landstriche geprägt haben, erweisen sich
auch heutzutage noch als gute Wohnungen - und sind ebenfalls erhaltenswert.
Ich habe mich nach der Wende oftmals gefragt, warum plötzlich "ALLES WEG" musste, was aus DDR- Zeiten übrig war...
In den Augen vieler Menschen - besonders derer aus dem Westen - konnte es nicht schnell genug gehen,
alle Erinnerungen an die DDR-Zeit zu beseitigen....Firmen zu schließen, Gebäude abzureißen, Kontakte zu "früher"
einfach abzubrechen..................im Prinzip, den "Weststandard überall einzuführen"....OHNE auf die "Ostmentalität"
zu achten!
Warum? Es war doch nicht alles schlecht! ...schon gar nicht neu erbaute Gebäude....
die gut isoliert waren, eine Fernheizung hatten und: eine bezahlbare Miete!
Nun, diese Wohnblöcke hat man auch stehenlassen (an Orten, die ich bisher besucht habe) - doch alles, was irgendwie
als eine Art "Monument" angesehen werden könnte, ein Gebäude, welches typisch für den Osten war, musste weichen.
Was immer vergessen wird - auch heutzutage noch...30 Jahre nach der Wende - bestimmte Gebäude, bestimmte Plätze,
bestimmte Orte sind doch für viele Menschen aus dem Osten TEIL IHRER IDENTITÄT, sind ein Teil ihrer Erinnerungen,
die von ihnen gepflegt werden wollen - Menschen aus dem Westen kamen/und kommen
oftmals und "machen alles platt", stampfen alles ein, alles MUSS NEU gemacht werden nach dem Motto "Es war ja
vorher nichts - ist ja aus DDR-Zeiten und kann WEG!"
Das machte/und macht noch stets viele Menschen im Osten sehr traurig.....und immer mehr auch wütend.
ERINNERUNG
heißt nicht automatisch "romantische Verklärung" ! Aber es heißt, dass man seine Wurzeln/seine Herkunft achtet
und die Erinnerung daran hochhält! - und auch behalten kann.....
***********************************Angelika Seel Copyright, Venlo im Dezember 2022****************************************************************
P.S. eines hätte ich bald vergessen, was auch mit Erinnerung zu tun hat. Meine noch lebende Patentante
mit 97 Jahren (!) erinnerte mich heute im Telefonat daran.
Ein wichtiger Faktor zu DDR-Zeiten und ein besonderer Moment der Freude für die Menschen, die Familie im
Westteil von Berlin oder in Westdeutschland hatten - war das "Pakete empfangen" und zwar aus dem Westteil!
Daraus entstand die damals weit verbreitete Redewendung "Aufreißen wie ein Westpaket"............
Ja, heutzutage kann man sich das kaum noch vorstellen....wie es war, dass es viele Dinge im Osten nicht zu kaufen gab...
Es waren manchmal ganz triviale Dinge wie Zutaten für die Stollenbäckerei zu Weihnachten.
Am meisten aber freuten sich die Leute über moderne Anziehsachen wie z.B. Jeans und T-Shirts, gerade die jungen Leute
fühlten sich damit Up-to-date und waren natürlich "Der Hingucker" auf jeder Disco.
In meiner Familie war das auch so - ich hatte also zu Weihnachten, zu Ostern, zum Geburtstag etc. immer eine
besondere Freude, wenn das Paket aus dem Westen ankam - voller schöner süßer Dinge
wie besondere Schokoladenfiguren, gefüllte Weihnachtskalender, Apfelsinen und Mandarinen und all diese Dinge,
die mein Kinderherz höher schlagen ließen...
und auch das der Erwachsenen, wenn wir den duftenden Kaffee auspackten oder Feinstrumpfhosen,
die im Osten 10x teuer waren....genauso wie die begehrten "Filzstifte" zum Malen, bei denen mir vor Freude immer
die Tränen übers Gesicht liefen....(ich hatte mir auch manchmal Bücher gewünscht, die es bei uns nicht gab, aber
Bücher & Zeitschriften & Schallplatten etc. galten als Propaganda und waren strikt verboten und wurden beschlagnahmt,
falls es in der Kontrolle auffiel, auch die Plastiktüten, die manchmal im Paket waren, durfte ich nicht mit zur Schule nehmen
oder gar meine Sportsachen darin einpacken - das führte sofort zu Diskussionen mit der Lehrerschaft bzgl.
der - vermeintlich vorherrschenden (!) - Ideologie)
Ja, es war eine andere Zeit,........doch bei der Ankunft des Pakets WAR ES wie WEIHNACHTEN!
Auch später, als ich älter war und die oben genannten neuesten Jeans und T-Shirts bekam oder tolle Pullis, Röcke
und Hosen in allen möglichen Farben und mit modernem Design war ich immer sehr glücklich darüber.
EINE Sache aber hätte nicht nur mich sondern uns ALLE glücklich(er) gemacht - eine Sache,
die man uns über Jahrzehnte verwehrte: das TREFFEN mit all unseren Lieben aus OST UND WEST!
Insofern waren die Tränen zu Weihnachten - jedes Jahr - und nicht nur von mir - ein Indiz dafür,
dass (lebende!) Familienangehörige fehlten....eine Erinnerung, die ich NIEMALS vergessen werde!!
*****Angelika 01/2023*****
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