Kairo Four Seasons 1 Dachpool


Categorie: Reisen/ Hotels

Das Hotel "Four Seasons At the first residence" in Kairo hat eine Klassifizierung von 6 Sternen und war zu dem Zeitpunkt,
da wir es besuchten, das beste in ganz Nordafrika.

Wir waren aus der Nähe der Pyramiden - vom Hotel "Mena House" - angereist, um "dichter" in der Innenstadt zu sein.
Es war eine Fahrt von ca. 30 Minuten, bis wir das Hotel am Westufer des Nils - direkt am Botanischen Garten - erreichten.

Sofort als wir das Hotel betraten, merkten wir, dass es sich um eine ganz und gar andere Atmosphäre als im "Mena House" handelte - "formeller & steifer".
Die Ausstattung war sehr elegant, luxuriös, teilweise gar "üppig". Überall gab es riesige Blumenarrangements und Kronleuchter und die riesigen halbrunden Zierelemente, die mich an Fächer erinnerten oder an die Räder von Schafelraddampfern.
Man wusste eigentlich kaum, wohin man schauen sollte, die Deko wirkte teilweise "zu" üppig.

Den Service lernten wir als sehr aufmerksam, aber immer diskret (im Hintergrund) kennen - überall auf den Gängen standen Mitarbeiter, die nur darauf zu warten schienen, dass man sie ansprach, damit sie unserer Wünsche erfüllen konnten. (ein Grund, warum ich im Innern kaum Fotos gemacht habe)

Eine Suite haben wir nicht gebucht, da wir die Absicht hatten, die meiste Zeit in Kairo unterwegs zu sein - wohl aber ein Superior-Zimmer mit Blick auf den Botanischen Garten.

 Kairo Four Seasons 4 Superior Zimmer

Das Bett war eines der besten, in dem wir je geschlafen haben - wirklich sehr bequem & komfortabel - und der Turn-Down-Service am Abend ließ keine Wünsche offen.
Sogar verschiedene Weine wurden - bereits wohltemperiert - angeboten, ohne dass wir sie bestellt hatten - und das Bad war einfach ein Traum.

Gegessen haben wir auf einer Dachterrasse mit Blick über den Nil und die Innenstadt - auch sehr schmackhaft - so weit so gut also....
Bis dahin waren wir ganz zufrieden.

Nun ist ja Kairo ein riesiger "Molloch" - eine riesengroße Stadt mit zig Millionen Menschen, eine Stadt voller Staub, teilweise voller Müll, eine Stadt mit gigantischen Abgasen und Smok, der den Himmel verdunkelt bzw. der einem die Luft zum Atmen nimmt - UND: UNENDLICH HEIß!
Mir waren die Blicke nicht entgangen, als wir - zwei hellhäutige blonde Europäer in weißer Leinengarderobe der airco-gekühlten Limosine entstiegen waren - selbst unterwegs hatten die Menschen geschaut (einige hatten sicher noch keine blonden Leute gesehen - sie schauten erstaunt und winkten - das kenne ich schon aus Schwarzafrika) - jedenfalls mutet es als der absolute Luxus an, nun auch noch in einen Pool zum Schwimmen zu gehen - mitten in der Stadt an einem heißen Abend mit 40° und zwar OBEN AUF DEM DACH des Hotels.

Kairo Four Seasons 2 Dachpool

Nun muss man wissen, dass die Zimmer und Suiten sehr großzügig geschnitten sind und demzufolge auch für "große Familien" geeignet sind.

Und so gab es neben den vielen arabischen Geschäftsleuten ebenso zahlreiche arabische Großfamilien, die sich an jenem Abend alle rund um den Pool zu versammeln schienen.
Es gab lang andauernde Essensmahlzeiten, viele Gespräche, man rauchte die Wasserpfeife. Die männlichen Teilnehmer nahmen entspannt ein Bad, die weiblichen warteten geduldig in voller Garderobe, bis auch der lezte Mann/Sohn gebadet hatte.
Im Mena House waren die arabischen Frauen in all ihren Kleidern schwimmen gegangen - hier tat das Niemand.
Die ganze Atmosphäre gab mir das Gefühl, nun "richtig" in Ägypten angekommen zu sein - und dementsprechend verhielt ich mich dann auch.
Ich wartete, bis mein Sohn gebadet hatte, brachte die Handtücher, servierte ihm etwas zu Trinken und saß in voller Kleidung (!) bis zur Abenddämmerung am Pool.

Den wenigen anderen Europäerinnnen musste es wohl ähnlich gehen - es traute sich nur eine junge Frau ins Wasser - unter den aufmerksamen Blicken der vielen arabischen Männer ;-((

Was soll ich sagen - ich machte noch ein Foto vom Dach aus in Richtung Nil & Innenstadt und war dann froh, in unserem Zimmer den Abend zu verbringen.

Kairo Four seasons 3 Abendblick vom Four Seasons auf Kairo

Am nächsten Morgen nahmen wir noch das Frühstück ein - welches leider nicht so gut wie im Mena House war - bevor wir uns
auf unseren Ausflug durch die Innenstadt von Kairo begaben.
Unsere Reiseleiterin war eine ägyptische Frau und zwar eine Vertreterin der koptischen Minderheit - ein sehr interessanter Ausflug bzw. eine tolle Begegnung!

Vorher hatten wir bereits unseren Entschluss gefasst, umzubuchen und wieder zum Mena House zurückzukehren.

Als wir dort ausstiegen und mit "Welcome back!" begrüßt wurden, waren wir richtig happy!
Wir bekamen diesmal ein Zimmer im Gartentrakt - wunderschön grün und trotzdem mit Blik auf die Pyramiden! - ja, dort fühlten wir uns richtig wohl!!

FAZIT:

Wir konnten nachvollziehen, dass im "Four Seasons" Unverständnis über unsere Entscheidung herrschte, denn es ist ja ein wirklich tolles Hotel mit eleganter Ausstattung und aufmerksamen Service, mit tollen Restaurants und einem Spa-Bereich sowie einem Dachpool in hübscher Atmosphäre - für viele Besucher sicher der Innbegriff des Luxus.

Unsere ägyptischen Betreuer konnten es nicht fassen, dass wir dort weg wolten!
Für uns aber war die Atmosphäre zu steif.
Wir beide brauchen KEINEN Luxus, möchten aber im Urlaub das machen können, wozu wir Lust haben (!) - natürlich auch in einer gewissen Qualität.
Im Mena House war viel internationales Publikum - und das Personal war auf eine angenehme Art "aufmerksam und offen" - das ergab einen interessanten /reizvollen Mix.
Das "Four Seasons" ist ein super Hotel - da aber die Einschätzung eines jeden Gastes natürlich subjektiv ist und jeder Gast "anders" empfindet - haben wir uns gefreut, die " Erfahrung Four Seasons" gemacht zu haben und waren später im Mena House - mit nicht ganz so viel Komfort aber offener Atmosphäre - auch wieder glücklich.

**********Angelika Seel Copyright, 12-07-2015**********

Nachtrag:
Ich werde immer mal wieder gefragt, was denn nun der eigentliche Grund für unseren Wechsel vom "Four Seasons" zurück
zum "Mena House" gewesen sei. Offenbar habe ich es nicht deutlich genug ausgedrückt.
Jetzt im Nachhinein erscheint es mir wie folgt:
Wahrscheinlich wäre unsere Reise anders verlaufen, wären wir zuerst im "Four Seasons" und im Stadtteil Gizeh unterwegs
gewesen und dann danach erst hinaus zu den Pyramiden gefahren - mit dem Verbleib im "Mena House".
Wir aber kamen vom Mena House...
Auch wenn das Mena House auf uns sehr "orientalisch" wirkte, so muss man wissen, dass es ursprünglich einmal als Jagdsitz des ägyptischen Vize-Königs angelegt war, später zur Eröffnung des Suez- Kanals in den 1880er Jahren weiter ausgebaut und durch ein Englisches Ehepaar schließlich zum heutigen Hotel umgebaut worden ist.
Die Engländer haben dem Hotel sozusagen "ihren Stempel" aufgedrückt, weshalb es auch heute noch bei einer großen Klientel von Englischen Besuchern sehr beliebt ist.
Die Lage ist natürlich einmalig, das Publikum international und die Atmosphäre "weltoffen" , relativ leger, nicht unbedingt "ägyptisch"....man ist auf internationales Publikum eingestellt.
Die Zimmer und Suiten haben alle ein eigenes Design - jeder der Räume, die wir besichtigen durften, war anders gestaltet.
Fazit - wie auch in meinem Artikel über das Mena House - die Atmosphäre im Mena House ist EINZIGARTIG!

Beim "Four Seasons" war es etwas anders. So wie man es bei Four Seasons Hotels kennt, war auch dieses genau wie alle anderen Hotels der "Four Seasons Kette" sehr üppig und überladen ausgestattet, mit riesigen Blumenarrangementen, Wandmalereien, Verzierungen und Schmuck - eben Luxus pur.
Ich habe über den "Emirates Palace" in Abu Dhabi geschrieben, dass man sich wie in einer Mischung aus Schloss und Museum fühle - das Gleiche könnte ich über das Four Seasons in Kairo auch sagen.
Dazu kam, dass man als Besucher relativ schnell den  - durchaus richtigen - Eindruck bekam, das Haus sei so angelegt, als spiele Geld für die Besucher KEINE ROLLE (!) - entsprechend war dann das Publikum, welches im Four Seasons residierte.
Es hatte für uns auch nicht unbedingt was mit "Ägypten" zu tun - das Hotel war im klassisch französischen Stil (Empire)
gestaltet, und die Besucher waren oftmals große Familien aus verschiedenen arabischen Ländern.
Noch ein Detail am Rande: auch wenn das "Four Seasons" im Stadtteil Gizeh liegt - und man denken könnte, man sei
DOCH nochmal an den Pyramiden zu Gast- so irrt man sich. Zwar kann man von den oberen Etagen aus die Pyramiden sehen,
ansonsten ist man aber in einem "Stadthotel" mitten in Gizeh, wobei der Stadtteil Gizeh so groß ist wie ganz Berlin....!
Hieran sollte man auch denken bei der Auswahl seines Hotels...;-))

**********Angelika Seel, 16.03.2016**********